Philippinische Sprachen und philippinische Dialekte

Noch heute kann sich nicht jeder Filipino mit all seinen Landsleuten in deren Sprache verständigen. Das linguistische Sammelwerk „Ethnologue“, das alle Sprachen der Welt katalogisiert, listet in der neusten Ausgabe insgesamt 187 individuelle Sprachen der Philippinen auf. Vier davon sind inzwischen ausgestorben. Dabei handelt es sich um drei philippinische Dialekte des Aeta-Volkes und um Katabaga. Von den 183 aktiven Sprachen und Dialekten sind 175 indigen und 8 nicht-indigen. Nicht-indigene Sprachen sind Sprachen, die sich im Land durch Eroberer oder Zuwanderer etabliert haben. Hierzu zählen insbesondere die zweite Amtssprache Englisch, die ehemalige Amtssprache Spanisch, drei von den etwa 650.000 Chinesen gesprochenen chinesische Sprachen, Baskisch, die amerikanische Zeichensprache sowie Sangil, einer indonesischen Sprache, die auf den zu Indonesien gehörenden Sangir-Inseln beheimatet ist und auch auf philippinischen Nachbarinseln von etwa 70.000 Filipinos gesprochen wird.

Spannende Vielfalt indigener Sprachen & Dialekte auf den Philippinen

Die 175 indigenen Sprachen haben folgenden Status:

  • 41 Sprachen sind institutionalisierte Standardsprachen: Sprachen, die im Arbeitsleben und in Massenmedien ohne den Status einer Amtssprache verwendet werden
  • 73 Sprachen haben den Status „developing“: Sie verfügen über eine beständige Schriftsprache mit eigener Literatur, jedoch nur in einem eng begrenzten Gebiet
  • 45 Sprachen sind „vigouros“: gebräuchliche Minderheitssprachen, die nachhaltig für die direkte Kommunikation innerhalb aller Generationen verwendet wird
  • 13 Sprachen sind gefährdet oder unbeständig: Sprachen, die mit schwindender Bedeutung für die direkte Kommunikation innerhalb aller Generationen verwendet werden oder nur noch von den Erwachsenen unter sich gesprochen aber nicht mehr an die Kinder weitergegeben werden
  • 11 Sprachen sind aussterbend, fast aussterbend oder inaktiv: Sprachen, die nur noch von der Großelterngeneration gesprochen werden oder es gibt keine aktiven Sprecher mehr

Wie in manch anderen Sprachen auch, existieren bei allen philippinischen Sprachen zahlreiche Dialekte. Während die Dialekte der Sprachen Tagalog und Kapampangan noch relativ verständlich sind, wenn man die Sprache spricht, ist besonders das Bikolano dafür bekannt, eine große Vielfalt an eigenen Dialekten hervorzubringen, sodass Bikolano sprechende Menschen aus verschiedenen Orten Schwierigkeiten haben, miteinander zu kommunizieren.

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Filipino als National- und Amtssprache

In der bewegten Geschichte der Philippinen hat die offizielle Amtssprache mehrmals gewechselt. Mit der Kolonialisierung durch die Spanier ab 1565 wurde Spanisch zur ersten Verkehrssprache. Vor dieser Zeit gab es keine einheitliche Sprache und die Einwohner konnten nur innerhalb ihrer eigenen Volkssprache miteinander kommunizieren. Durch die Kolonialisierung erwachte mit den Freiheitsbewegungen nach und nach auch ein Nationalbewusstsein der Filipinos. Unter der Führung des Nationalhelden Andrés Bonifacio, dem Vater der philippinischen Revolution im späten 19. Jahrhundert, wurde in der Verfassung von 1897 die Sprache Tagalog als offizielle Sprache der Filipinos festgelegt. Es war auch die Zeit, in der der Begriff Filipino auf alle Bevölkerungsschichten ausgeweitet wurde. Es folgte der Philippinisch-Amerikanische Krieg von 1899 bis 1902 mit der nachfolgenden Kolonialisierung durch die Amerikaner. Erst in der Verfassung von 1935 wurden Spanisch und Englisch zwar erneut als Nationalsprachen bestimmt, aber auch das Bemühen um eine auf einheimischen Sprachen beruhende Nationalsprache verankert. Da Tagalog die Sprache war, die von den meisten Filipinos beherrscht wurde, sollte diese Sprache die Grundlage für die spätere Amtssprache Filipino werden. Ab 1959 wurde Filipino noch unter dem Namen Pilipino eingeführt und in der Verfassung von 1973 zur Amtssprache erklärt. Gleichzeitig verlor Spanisch seinen Status als Amtssprache. Die Verfassung von 1987 erklärte schließlich Filipino neben Englisch zur Amtssprache und zur offiziellen Nationalsprache. Alle anderen indigenen Sprachen wurden nicht verboten, sondern erhielten den Status „ergänzende“ offizielle Sprachen.

Herkunft der philippinischen Sprachen

Nahezu alle indigenen Sprachen der Philippinen gehören der sehr weit verbreiteten Sprachfamilie der austronesischen Sprachen an. Der Zweig beinhaltet etwa 1150 Sprachen, die von rund 300 Millionen Menschen in Asien, Südostasien, Ozeanien und Madagaskar gesprochen werden. Während neun von zehn Hauptzweigen der austronesischen Sprachen lediglich auf Taiwan vorkommen und nur 26 Sprachen umfassen, bilden die malayo-polynesischen Sprachen mit einem Umfang von 1100 Sprachen das Gros der austronesischen Sprachen. 116 Sprachen dieses Zweiges werden von etwa 65 Millionen Menschen auf den Philippinen gesprochen. Zwölf Sprachen kommen auf eine Sprecherzahl von mehr als einer Million Menschen. Dazu gehören die bereits oben genannten Sprachen Tagalog, Cebuano, Ilokano, Hiligaynon und Waray-Waray sowie Filipino (60 Millionen Sprecher), Bikolano (4,6 Mio.), Pampaneño (2,3 Mio.), Tausug (1,23 Mio.), Maranao (1,2 Mio.) und Maguindanao (1,1 Mio.).